Das Erbe der Mauren |
Heute gibt es zum Frähstück das bisher beste Rührei dieser Reise, dafür aber einen nicht wirklich guten Kaffee. Wir fahren anschließend den weiten Weg, aus der Abgeschiedenheit bis nach Elvas. Elvas liegt im Alto Alentejo und hat 15.000 Einwohner. Das von seinen mächtigen Festungsmauern umgebene Elvas hat sich in vielem seinen ehemals maurischen Charakter noch bewart.
Die Stadt liegt, etwa in etwa auf gleicher Höhe wie Lissabon, ganz in der Nähe der spanischen Grenze und ist umgeben von Olivenhainen und Obstkulturen. In den verwinkelten Gassen der Altstadt, sieht man noch Häuser mit kunstvollen Fenstergittern, hübschen Torbögen und viele malerische Plätze. Wir finden auch gleich am Ortseingang einen geeigneten Parkplatz und beginnen mit der Erkundung von Elvas am Praca da República, der mit einem schwarzweißen Mosaik gepflastert ist und den Mittelpunkt des Ortes bildet. An der Nordseite des Platzes befindet sich die Igreja de Nossa Senhora da Assuncau, die in der Zeit von 1570 bis 1882 als Kathedrale diente. Leider war die Kirche verschlossen und auch zwecks Renovierungsarbeiten gänzlich zugehängt. Wir gehen daher weiter nach Norden und kommen an die Igreja de Nossa da Consolacao.
Der Rechteckige Bau gehört zu einem im 16. Jh. gegründeten Dominikanerkloster. Die von Säulen getragene Kuppel ist wunderschön und ganz und gar mit Azulejos ausgekleidet. Wir wollen die Kirche schon verlassen, als wir von dem älteren Mann, der auf die Kirche aufpasst, wieder hinein gebeten werden. Er hat unsere Fotoapparate gesehen und möchte uns einen Ausblick von der Kuppel der Kirche über Elvas bieten. Wir sollen nur noch einen Moment warten, bis die andern Besucher mit der Besichtigung fertig sind. Dann führt er uns durch einen völlig dunklen und engen Gang hinauf auf den Turm.
Von hier oben hat man wirklich einen tollen Blick über die Stadt und das Umland, es hat sich also gelohnt. Wieder unten bekommt er von uns noch ein kleines Dankeschön und wir machen uns auf, den Ort weiter zu erkunden. Direkt vor der Igreja de Nossa da Consolacao, befindet sich der malerische Largo Santa Clara, in dessen Mitte ein schöner Pelourinho aus dem 16. Jh. zu sehen ist. Dann gehen wir weiter zum Castello, dass im 13. Jh. von den Mauren, an der Stelle einer römischen Burganlage gegründet wurde und im 15. Jh. durch einen wuchtigen Burgfried erweitert wurde. Wir gehen etwas auf den Mauern des Castelles umher und genesen die schöne Aussicht.
Dann gehen wir quer durch den Ort, ganz auf die andere Seite bis zum Convent de Sao Domingos und dann entlang der Stadtmauer bis zum Ende des Aquäduktes, das noch immer den Misericórdia-Brunnen mit Wasser speist. Im Anschluss daran, gehen wir zum Auto und verlassen den Ort, machen aber unterhalb des Ortes noch mal am Aquädukt halt. Das Aqueduto da Amoreira ist mehr als 7 km lang und führt auch heute noch Wasser. Die 843 Bögen, sind teilweise in vier Reihen übereinander gesetzt und die maximale Höhe beträgt 31 m. Danach fahren wir über die Landstraße nach Estremoz. Estremoz gliedert sich in eine auf einer Anhöhe über der Ebene gelegene ältere Oberstadt mit malerischen engen Gassen, sowie der seit dem 16. Jh. entstehenden Unterstadt.
Wir parken in der Nähe des Praca do Marques de Pombal und gehen dann zu Fuß in die Oberstadt, die innerhalb des im 16. Jh. angelegten Befestigungsgürtels liegt. Die höchste Stelle nimmt das Kastell aus dem 13. Jh. ein. Von dem ursprünglichen Bau ist lediglich der wuchtige 27 m hohe Burgfried erhalten. An den Burgfried wurde im 14. Jh. der Königspalast gebaut, der heute eine luxuriöse Pousada beherbergt. Gegenüber steht die dreischiffige Kirche Santa Maria do Castelo, die anstelle eines gotischen Vorgängerbaus errichtet wurde. Leider können wir uns die Kirche nicht von Innen ansehen, da es Sonntagmorgen ist und zu dieser Zeit dort eine Messe stattfindet. Danach gehen wir wieder zum Auto und fahren weiter nach Évoramonte. Oberhalb der neueren Ortschaft erhebt sich auf einem Hügel 475 m ü. d. M. weithin sichtbar der von Mauern umschlossene alte Ortskern mit seinen winkligen von weißen Häusern gesäumten Gassen.
Die höchste Stelle nimmt die auf Resten eines Maurischen Vorgängerbaus errichtete Burg ein. Wir laufen einmal quer durch den Ort und machen einige Bilder, dann fahren wir mit dem Auto die letzten 35 km bis nach Évora, der Hauptstadt des Alto Alentejo. Die Innenstadt von Évora wurde 1986 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Évora gilt als einer der ältesten Handelsplätze der Iberischen Halbinsel. In römischer Zeit war sie unter dem Namen Liberalitas Julia, eine sehr bedeutende Stadt. Im Jahre 715 wurde sie von den Mauren eingenommen und hieß Yeborah, bis sie 1165 wieder zurück erobert wurde. Vom 14. bis zum 16. Jh. war Évora zeitweise Residenz der portugiesischen Könige und damit Mittelpunkt des politischen Lebens.
Mit der Verlegung der Regierungsgeschäfte nach Lissabon und durch die Schließung der Universität im Jahre 1759, verlor die Stadt ihren Glanz und Einfluss. Bedingt durch ihre touristische Bedeutung erlebt sie aber in den letzen Jahrzehnten einen neuen Aufstieg. Wir suchen nach unserer Ankunft zuerst unser Hotel, dem Dom Fernando, das wir auch bald finden. Das Zimmer ist sehr schön und bis in die Altstadt ist es auch nicht weit. Wir kommen in die Altstadt durch die Rua da Republica und gehen als Erstes zum Praca do Giraldo. Der Platz war einst Richtstätte der Inquisition und Schauplatz vieler leidvoller Szenen. Heute ist er sehr malerisch mit seinen Straßencafés. An der Nordseite des Platzes steht die Kirche Santo Antao. Wir setzen uns in eines der Straßencafés auf dem Platz und trinken einen Kaffee und essen dazu ein Sandwich. Dann gehen wir durch die Rua 5 de Outubro zur Kathedrale. Die Catedral ist ein 1186 begonnener und im 13./14. Jh. vollendeter frühgotischer Granitbau. Zwei unsymmetrische Türme beherrschen die Fassade zu beiden Seiten des Portals.
Der Innenraum aus weißen Granitquadern regelmäßig gefügt ist schlicht und harmonisch. Vom rechten Seitenschiff der Kathedrale hat man Zugang zum Kreuzgang, zum Hochchor und zum einem kleinen Museum für sakrale Kunst. Wir gehen zuerst zum Hochchor mit seinem geschnitzten Chorgestühl von 1562 und dann hinauf auf die Dachterrasse. Von hier oben kann man den ungewöhnlich geschuppten Vierungsturm aus der Nähe betrachten und genießt einen weiten Blick über die Stadt und das Umland. Wir besuchen noch kurz das Museum, zu dessen kostbarsten Exponaten ein Triptychon, in Gestallt einer elfenbeinernen Madonna mit Kind aus dem 13. Jh. gehört. Zum Schluss schauen wir uns noch den Kreuzgang an und verlassen dann die Kathedrale wieder. Gleich neben der Kathedrale befindet sich der als Wahrzeichen Čvoras geltende Römische Tempel (Templo Romano).
Das vermutlich aus dem 1. Jh. n. Chr. stammende Bauwerk, ist eines der besterhaltenen aus römischer Zeit in Portugal. Auf dem noch fast vollkommen erhaltenen etwa 3 m hohen Unterbau stehen noch 14 der ursprünglich 18 korinthischen Säulen, die durch Reste des Archivars verbunden sind. Danach gehen wir zu dem Komplex der Universität. Der Bau wurde 1551 im Stiel der italienischen Renaissance als Jesuitenkolleg begonnen und 1558 zur Universität erhoben und 1759, nach Aufhebung des Jesuitenordens in Portugal wieder geschlossen. Seit 1979 als Čvora wieder eine Universität bekam, sind in den Räumen um den Kreuzgang wieder Hörsäle mit reichlich Marmor und Azulejoschmuck eingerichtet. Wir gehen weiter zum Largo das Portas de Moura mit seinem Renaissancebrunnen. Über einem von Marmorquader eingefassten Becken ruht eine Weltkugel als Zeichen der neuen Zeit. Wir gehen dann wieder über den Praca do Giraldo und dann zum nördlichen Ende der Stadt, um uns die Reste des Aquäduktes aus dem 16. Jh. anzusehen. Auf dem Rückweg kommen wir wieder am Praca do Giraldo vorbei und lassen uns dort nochmals nieder um unseren Durst mit dem einen oder anderem kühlen Bier zu stillen und die Leute dort zu beobachten. Bevor wir dann zum Hotel zurückgehen, gehen wir noch kurz an der Igrea da Graca vorbei, einer Gnadenkirche im Stile der italienischen Renaissance. Wieder im Hotel gehen wir Duschen und dann im Hotelrestaurant essen. Die Karte ist leider wieder auf Portugiesisch, von daher müssen wir uns erklären lassen was da alles auf der Karte steht. Dies führt dazu, dass der nette Kellner mir sogar das rohe Stück Fleisch an den Tisch bringt um es mir zu zeigen. Das Essen ist sehr lecker und der portugiesische Rotwein, den wir dazu trinken trifft auch unseren Geschmack, sodass wir uns nach dem Essen sehr zufrieden an die Hotelbar zurückziehen. Hier fällt uns wie schon den ganzen Tag auf, dass es in Évora sehr viele deutsche Gäste gibt.
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